Online-Shop statt City-Kaufhaus – diesen Trend spürt jeder. Mit wenigen Klicks bestellt und schon nach wenigen Tagen, besser noch am darauffolgenden, landet das Paket an der eigenen Haustür. Doch vielen Nutzern ist das in Zeiten der „Sofort verfügbar“-Mentalität immer noch zu spät. KEP-Dienstleister planen und testen bereits neue Wege, um der universellen Same Day Delivery näherzukommen. Was passiert aktuell in puncto letzte Meile? Ein Überblick.
Laut einer Studie der Bundesnetzagentur, wurden 2020 insgesamt 3,7 Milliarden Pakete ausgeliefert. Verglichen mit 2019 macht das einen Anstieg von mehr als 20 % aus – und der Trend ist weiter steigend. Herkömmliche Lieferformen wie Sprinter und Transporter haben Schwierigkeiten mit dem erhöhten Paketaufkommen. Zudem verlangen Kunden immer kürzere Lieferzeiten. Moderne Lösungen sind gefragt, besonders wenn es um die letzte Meile geht.
Taggleiche Lieferung: Die letzte Meile stellt Hürden für die Logistik
Zukünftig wird die Same Day Delivery voraussichtlich zum Standard der Kurier-, Express- und Paket-Dienstleistungen, kurz KEP, werden. Im Idealfall ist das Paket innerhalb weniger Stunden oder binnen eines Tages in einem bestimmten Zeitfenster beim Kunden. Diese Zustellungsart ist bereits Realität, kommt zurzeit aber noch vorwiegend bei Lebensmitteln, Arzneimitteln oder Ersatzteilen zum Einsatz. Auch Kunden beliebter Online-Shops aus den Bereichen Fashion oder Elektronik hoffen zukünftig auf das Angebot einer taggleichen Lieferung. Der Service ist für KEP-Dienstleister aufgrund der letzten Meile jedoch ein zweischneidiges Schwert, dass sie mit den aktuellen Transportlösungen nur schwer bewältigen können – vor allem in überfüllten Städten.
Zukunftslösungen für die letzte Meile: Lastenräder, Drohnen und Crowd Delivery
Bei der Same Day Delivery dreht sich alles um den Weg vom finalen Paketzentrum bis zum Endkunden. Folglich besteht der Löwenanteil des Lieferaufwands darin, die letzte Meile so effizient wie möglich zu bewältigen. Moderne Liefermethoden müssen daher auch in urbanen Gegenden flexibel bleiben, um schnell ihr Ziel zu erreichen. Während die meisten KEP-Dienste heutzutage klassische Lieferwagen wie Sprinter oder Transporter nutzen, tauchen immer häufiger Lastenräder und Cargobikes im Stadtbild auf. Gerade in den Innenstädten sind sie eine sinnvolle Alternative für die letzte Meile – und das gilt nicht nur für Food-Lieferungen. Was zunächst nach einer längeren Lieferzeit im Vergleich zum Lieferauto klingt, hat in der Praxis zahlreiche Vorteile.
Nicht nur tragen Lastenräder und Co. zur Nachhaltigkeit bei, auch Zeitersparnisse sind möglich. Fahrverbote für Autos stellen für die alternativen Fahrzeuge ein geringeres Problem dar und Radwege bleiben von Verkehrspeaks unberührt. Wichtig sind an dieser Stelle jedoch Synergien und neue Technologien, wie beispielsweise eine ausgeklügelte Tourenplanung, die dem Fahrradkurier die optimale Route angibt. Denn nur durch smarte Ansätze und Systeme können auch Lastenräder und Cargobikes das steigende Paketaufkommen bewältigen.
Lieferung per Drohne: Zukunftsvision oder mehr?
Gleichzeitig werden Drohnen zunehmend interessanter. Nicht nur für Filmaufnahmen im Alltag, sondern auch als unkomplizierte Bewältigungsmethode für die Logistik der letzten Meile könnten sich die kleinen Flugmaschinen künftig eignen. Eine Hürde stellen bislang die fehlende Kapazität zum Transport schwerer Lasten sowie lange Strecken dar. Obwohl die technischen Einschränkungen zunehmend abgestellt werden, versperren aber vor allem gesetzliche Vorgaben den Einsatz für die Zustellung und Abholung von Lieferungen via Drohne. Zum Beispiel ist das Fliegen über Privatgrundstücken, Naturschutzgebieten oder in 100 Meter Entfernung zu Krankenhäusern, Industrieanlagen und Menschenansammlungen verboten. Diese und viele weitere Einschränkungen machen es bislang schwer, diese Liefermethode einzuführen. Doch es gibt bereits Annäherungsversuche: So machte die US-Luftfahrtbehörde im Bundesstaat Arizona etwa den Weg frei für Tests der Paketauslieferung im Luftraum. Laut E-Commerce-Riese Amazon ein wichtiger Schritt.
Hinzu kommen Modelle wie Social bzw. Crowd Delivery: Für Unternehmen wie UberEats, DoorDash und Foodora transportieren private Fahrer bereits nicht mehr ausschließlich Menschen (wie bei Uber) mit ihrem Privatfahrzeug, sondern ebenfalls Lebensmittel. Auch Apotheken machen sich dieses Konzept zunutze und lassen Medikamente vermehrt von Privatpersonen liefern – mit dem Same Day Delivery-Service. Ob das Social Delivery-Konzept zukünftig den Markt erobert, ist noch fraglich. Große KEP-Unternehmen sehen in Social Delivery dagegen eher eine willkommene Ergänzung anstatt einer unmittelbaren Konkurrenz. Denn die Liefermethode ist zwar kostengünstig, aber basiert ebenfalls auf einer Vertrauensbasis seitens der Kunden. Besonders bei wertvollen Bestellungen werden sie deshalb eher auf das etablierte Lieferunternehmen setzen.
Volle Straßen und höhere Paketvolumina sind die Treiber der zunehmenden alternativen Auslieferungsformen in der Logistik der KEP-Branche. Durch den anhaltenden Trend des Wirtschaftszweigs entstehen schon jetzt neue Lieferformen, die den Markt erobern sollen. Für die Drohnenlogistik in Krankenhäusern entwickelten so der ADAC und das Deutsche Rote Kreuz in zwei Jahren gemeinsamer Forschung ein sicheres Konzept namens MediCargo. Auch die erste Drohne des Logistikriesen Amazon soll planmäßig noch dieses Jahr damit anfangen, Bestellungen auszuliefern. Wann und ob die „letzte Meile“ schlussendlich bezwungen wird, hängt also stark von der weiteren Entwicklung der neuen Lieferlösungen ab.
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